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Pants on Fire! Fact-Checking im Wahlkampf

Kurz vor den deutschen Bundestagswahlen 2013 setzen mehrere Medienhäuser auf «Fact-Checking». Ihre Projekte präsentierten sie an der Jahreskonferenz des Netzwerks Recherche in Hamburg.

24.6.2013 ♦ Vorbild aller Fact-Checking-Projekte ist das US-Projekt Politifact.com. Dieses entstand 2007 für die Präsidentschaftswahlen. Herzstück ist der «Truth-O-Meter», mit dem die Redaktion Aussagen bewertet. Die Skala reicht von «wahr» bis zum «pants on fire» für eine klare Lüge. 2009 gewann Politifact.om den Pulitzerpreis und ist unterdessen eine gewichtige Stimme im Politgeschehen. Journalistisch gibt Gründer Bill Adair den Polizisten: Er schnappe die Sünder und büsst sie mit einer Bewertung auf seiner Website. Treffen kann dies neben Politikern auch Journalisten; unter die Lupe nimmt Politifact.com auch Behauptungen in Kettenmails.

Deutsche Fact-Checking-Projekte

Ähnlich wie PolitiFact funktioniert der «ZDFcheck». Er untersucht, heisst es auf der Website «was Politiker in Interviews, Talkshows, Tweets und Reden behaupten». Die Leser können mitrecherchieren und der Redaktion Hinweise geben. Zehn Aussagen wurden bisher untersucht, nur drei waren richtig.

Auch auf Interaktion setzt das ZEIT MAGAZIN mit dem «Faktomaten». Die Leser und Leserinnen können Themen eingeben und bestimmen, welche die Redaktion recherchieren soll. Gut siebzig Vorschläge sind bisher eingegangen, rund 330 Personen beteiligen sich aktuell an der Themenwahl.

Welche Aussagen sich überhaupt überprüfen lassen

Nur am Rande thematisiert wurde, wie sinnvoll es überhaupt ist, Aussagen von Politikerinnen und Politikern quasi-richterlich als richtig oder falsch zu bewerten. Einzig Hauke Janssen, Leiter der Abteilung Dokumentation beim SPIEGEL, betonte, nicht wahr oder falsch sei das Wichtigste, sondern: «Was wissen wir überhaupt». Beim «Münchhausen-Check» des Spiegels gehe es darum, Fakten zu klären und Behauptungen überprüfbar zu machen. Ungeeignet sei beispielsweise ein Statement wie «Multi-Kulti ist gescheitert», da Vergleichskriterien fehlten, sagte Janssen. Für ein gutes Fact-Checking müsse eine Behauptung abschliessend beurteilbar, mit Zahlen belegbar und vor allem verständlich für den Leser sein.

Links zu den Veranstaltungen an der nr-Jahreskonferenz in Hamburg:
Wenn die Hosen brennen – fact-checking in den USA
Politiker kontrollieren, Lügner ertappen – die Arbeit der Fact-Checker

Dieser Text entstand für das Recherchenetzwerk investigativ.ch.

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